In regelmäßigen Abständen treffen sich unsere Zug- und Gruppenführer, sowie Kameraden, welche in naher Zukunft besagte Befähigungen erlangen sollen zu unseren sogenannten Zug- & Gruppenführer-Unterrichten.
Entgegen der möglichen Annahme, dass es sich hier um stumpfe Unterrichtseinheiten handeln könnte, wird hier vor allen Dingen unter Zuhilfenahme einer eigens angefertigten kleinen Modellstadt das korrekte Handeln von Führungskräften der Feuerwehr geübt.
In der Regel beginnen diese Termine mit einem kurzen, rein theoretischen Teil, in dem die nötigen Grundlagen des Führungsvorganges noch einmal kurz abgefragt, oder gemeinsam besprochen werden. Da der Zug- oder Gruppenführer im Einsatz die volle Verantwortung für das gesamte Einsatzgeschehen trägt, ist es wichtig, dass der gesamte Führungsvorgang ruhig und in geordneten Bahnen abläuft.
Führung und Leitung im Einsatz – etwas Theorie
Laut Feuerwehrdienstvorschrift 100, Führung und Leitung im Einsatz, ist der Führungsvorgang „ein zielgerichteter, immer wiederkehrender und in sich geschlossener Denk- und Handlungsablauf.“.
Weiter besagt sie, …
Die Einsatzleiterin oder der Einsatzleiter muss zur Gefahrenabwehr
- die richtigen Mittel
- zur richtigen Zeit
- am richtigen Ort
einsetzen.

Auf welche Weise dieses Ziel erreicht wird, zeigt das nebenstehende Diagramm in stark vereinfachter Form.
Denn bereits hinter dem Punkt „LAGEFESTSTELLUNG“ versteckt sich ein ganzer Katalog an zu beachtenden Punkten, welche allesamt zum Einsatzerfolg und angemessenen Abarbeiten eines Feuerwehreinsatzes, egal welcher Art, beitragen.
Alle Schritte finden bei jedem Feuerwehreinsatz Anwendung – egal, ob es sich um einen Brand, einen schweren Verkehrsunfall, oder die obligatorische Katze auf dem Baum handelt.
An dieser Stelle möchten wir es mit der „trockenen Theorie“ aber auch wieder gut sein lassen. Wer sich eingehend mit dem Thema befassen möchte, findet HIER (Landesfeuerwehrschule Baden-Württemberg) die vollständige Feuerwehrdienstvorschrift 100.
Das Planspiel – oder auch: die praktische Übung im Kleinformat
Diesen wichtigen Vorgang in kleiner Runde theoretisch durchgesprochen, werden unsere Führungskräfte augenscheinlich erst einmal wieder zu Kindern. Vor Ihnen erstreckt sich unsere eigens gebaute Modellstadt, welche verschiedenste Szenarien für die (angehenden) Führungskräfte bereithält. Vom „klassischen“ Zimmerbrand, über einen Hochbauunfall, bis hin zum entgleisten Kesselwagen kann so ziemlich jeder denkbare Feuerwehreinsatz nachgestellt werden.
Der Spielspaß allerdings, steht dabei selbstverständlich leider nicht im Vordergrund. Was nun folgt, wird stattdessen mit dem regulären Ernst eines realen Einsatzes behandelt. Die übende Führungskraft erhält Informationen über die ihm zur Verfügung stehenden Rettungsmittel, das Datum, die Uhrzeit und die Witterung. Anschließend folgt die fiktive Alarmierung, auf welche hin die Führungskraft sich bei der Leitstelle (dem Ausbilder) meldet und den entsprechenden
Einsatzauftrag mit ersten Informationen erhält und erste Rückfragen stellen kann.
Kurze Zeit darauf meldet sich die Führungskraft erneut bei der Leitstelle und teilt mit, mit welchem/welchen Fahrzeug/en seine Einsatzkräfte nun ausrücken und wie viele Einsatzkräfte sich auf den Weg zur Einsatzstelle machen.
An der Einsatzstelle angekommen bekommt die Führungskraft vom Ausbilder auf die Fragen, welche er sich sonst durch das Erkunden der Einsatzstelle selbst beantwortet und in der Modellstadt nicht dargestellt werden können, entsprechende Antworten anhand derer er seinen weiteren Führungsvorgang festmachen muss.
Eine dieser Fragen könnte – angenommen das Szenario ist ein Wohnungsbrand – zum Beispiel lauten „Gibt es einen Ansprechpartner für das Brandobjekt und welche Informationen hat er für mich?“.
Antworten des zuständigen Hausmeisters, der zum Beispiel sagen könnte „Das Haus steht aktuell leer, aber im ersten Obergeschoss waren Handwerker zu Gange und es gab einen lauten Knall!“ bringen die Führungskraft im Bereich der Lageerkundung schon ein ganzes Stück voran. Möglicherweise kann er sogar in Erfahrung bringen, wie viele Personen sich im Haus und wo genau befunden haben.

Entsprechend der vollständigen Lagefeststellung und unter Berücksichtigung, der rechts dargestellten Gefahrenmatrix, kommt es nun zum Entschluss der Führungskraft und damit zum Abschluss der Planungsphase.
Was nun folgt, ist die Befehlsgebung – der Gruppenführer befehligt beispielsweise „Angriffstrupp zur Menschenrettung, unter Atemschutz, mit erstem Rohr, in das erste Obergeschoss, durch das Treppenhaus, vor!“. Die übrige Besatzung weiß, so kein weiterer Befehl folgt, was für sie zu tun ist.
Die übrigen Teilnehmer dieser Übung verkörpern verschiedene Einsatzkräfte, welche an diesem Einsatz beteiligt sind. Beispielsweise den Angriffstrupp, welcher diverse Lagemeldungen aus dem Gebäudeinneren (geleitet durch den Ausbilder) abgeben kann und damit den weiteren Einsatzverlauf beeinflusst. Denn nach jeder Lagemeldung ist der Führungsvorgang entsprechend zu wiederholen.
Übungsdienste – die praktische Übung in realer Größe
Nach dem oben genannten Schema werden von allen (angehenden) Führungskräften verschiedenste Einsatzszenarien abgearbeitet und nebenher, vor allem aber in der Nachbesprechung wertvolle Tipps der Ausbilder, aber auch der anderen Führungskräfte gegeben und besprochen.
Doch selbstverständlich begnügen sich unsere Gruppen- und Zugführer nicht nur mit dem sinnvollen Positionieren von Modellautos auf unserem hübsch gestalteten Holzbrett und dem theoretischen Erteilen von Befehlen an fiktive Einsatzkräfte!
Regelmäßig führen wir, teils auch möglichst einsatzrealistische, Übungsdienste durch, bei denen nicht nur unsere Truppführer/-innen und -männer/-frauen gefordert werden, sondern auch unsere Gruppen- und Zugführer das auf den entsprechenden Lehrgängen und in den Gruppen- & Zugführer-Unterrichten Erlernte und Vertiefte umsetzen und verfeinern können und müssen.